Freitag, 21. Mai 2010

Best-Case: Unicef mit E-Fundraising Game

Unicef Chile bringt ein Online-Game, bei dem man Chile wieder aufbauen helfen kann. Der Clou: Mit Spenden an Unicef bekommt man bestimmte Rewards: Die ersten 15 Level sind kostenlos. Mit Mini-Donations ab 1$ kann man neue Level freischalten und bekommt mehr Credits. Gespendet werden kann auch indem man sich die iPhone App lädt. Programmiertechnisch sicher sehr aufwendig, aber einfach genial gemacht!

Hier ein paar Screenshots:
Einführungsvideo sorgt grafisch hochwertig für Verständnis:
Der Start-Bildschirm. Fokussiert auf das Game mit Share-Buttons rechts oben, nötigen Hintergrundinformationen unter dem Spielbildschirm und dem Donate-Button always unten rechts. Auffällig, aber nicht aufdringlich!

Levelauswahl mit dem grossen Aufruf mit einer kleinen Spende Extra-Level freizuschalten.
Gründe, warum ich denke das Game ist/wird ein Erfolg:
- Weckt auf spielerische Art Verständnis für die Arbeit von Unicef vor Ort (wenn auch sehr oberflächlich)
- Macht Spaß dank spielerischer Usability
- Ermöglicht Neuspendern den ersten low-involvement Spendenkontakt mit Unicef.
- Fokussiert mit ansprechendem Look-&-Feel
- Präsente Einbindung von Tell-a-Friend Tools

Schade, dass man keine Extra-Credits oder Level für das Einladen von Freunden bekommt - wäre euch schöner viraler Mechanismus. Vermutlich soll sichd as Game eher aufs Spenden konzentrieren, trotzdem hätte man das noch charmant einbauen können. Auch hätte man an manchen Stellen etwas tiefer in die Arbeit von Unicef eintauchen können und dem Spiel somit mehr edukativen Charakter geben können.

Was meint ihr? Ist das ein neuer Weg eine neue, junge Zielgruppe auf spielerische Art zu Erstspendern zu konvertieren? Ein gutes Tool für die Beziehungspflege? Was ist eure Meinung dazu?

Freu mich über eure Meinung!
Christoph

Freitag, 14. Mai 2010

Der Wert einer Opt-In E-Mail Adresse für NGOs beträgt 3.67 $

Die amerikanischen NGOs generieren 40% ihrer Online-Spenden als Direktspende in Folge einer E-Mail von der NGO (siehe eBenchmarks Study 2010). Im Folgenden möchte ich den Versuch starten den durchschnittlichen Wert einer neu-akquirierten E-Mail Adresse für NonProfits zu berechnen. Als Grundlage hierzu dient die eNonprofit Benchmarks Study 2010. Mein Ergebnis: 3.67 $! Ziel muss es demnach sein, mit einer Online-Aktion (z.B. einer Petition) weniger als 3.67 $ pro neu gewonnener E-Mail Adresse auszugeben. Zahlen müssten für den deutschen bzw. schweizer Markt noch angepasst werden. Sollte jeder neue E-Mail Empfänger durch WOM einen weiteren Empfänger werben, so erhöht sich der maximale Wert für die Bewerbung auf 7.34 $. Diese Zahlen sind nur erste Näherungsgrößen, keine absoluten Zahlen. Feedback ist extrem erwünscht :-)

Hier die benötigten Kenngrößen:
Mail-Volume pro Monat: 3.97 (meist 2 Newsletter, 1 Advocacy, 1 Fundraising)
Response-Rate Fundraising-Mails: 0.13%
Durchschnittliche Einmal-Spende: 81.00 $
Verloren gehende E-Mail Adressen pro Jahr: 16%
Zinssatz i = 0,1

Jetzt die Berechnung:
Einmalspende pro Mail-Empfänger: 0.13% * 12 FR-Mails/Jahr * 81 $ = 1.26 $

Um die Rückflüsse des Mail-Empfängers der nächsten Jahre einzubeziehen, werden diese unter Einberechnung der verloren gehenden Mail-Adressen (16%) und dem Zinssatz i von 10% berechnet.

Berechnung Folgejahre: (1.26 $ * 84%) / (1+0,1)^t

Diskontierter Barwert der Spende im 2.Jahr: 0.96 $
Diskontierter Barwert der Spende im 3.Jahr: 0.66 $
Diskontierter Barwert der Spende im 4.Jahr: 0.42 $
Diskontierter Barwert der Spende im 5.Jahr: 0.24 $
Diskontierter Barwert der Spende im 6.Jahr: 0.12 $

Diskontierter Barwert einer neu-generierten E-Mail Adresse: $3.67

Berechnet man den Wert anhand der Studiendaten für kleine E-Mail Listen (<100.000 Empfänger) beträgt der Wert gar 5.25 $.

Ich freue mich über Rückmeldungen & eure Meinung zu dem Thema :-)

Cheers, Christoph

Sonntag, 2. Mai 2010

Community-Fundraising oder "Wie man $83.000 Spenden mit $ 0 Media-Budget generiert"

DIE STORY
Die Story ist bekannt: Jenni Ware steht im Supermarkt und merkt beim Bezahlen, dass Sie ihren Geldbeutel vergessen hat. Carolee Hazard, eine total Fremde, zahlt ihre Rechnung von $207. Jenni zahlt ihr diesen Scheck anschließend zurück plus einem $93-Dankeschön für diese selbstlose Tat. Carolee erzählte ihren Freunden auf Facebook davon und fragt was Sie mit den Extra-$93-Dollar machen soll. "Give it to charity!" war die Antwort. Carolee war so berührt von Jennis Großzügigkeit, dass sie gleich noch $93 dazu spendete. Durch diese selbstlose Tat beeindruckt, fingen auch ihre Freunde an $93 dazu zu spenden und gemeinsam suchten sie eine Charity aus, an die sie spenden möchten. Inzwischen ist der $93-Club bei $ 83.000 angelangt.

Kein Cent an Media-Spendings, das Fundraising wurde komplett selbst initiiert und hat sich aufgrund einer einmaligen Geschichte viral verbreitet. Wie kann man diese Art des Community-Fundraisings nun als NGO einsetzen?

BACKGROUND
In den USA werden im Gesundheitssektor bereits 40% der Online-Spenden durch Community-Fundraising generiert (eNonprofit-Benchmark Study 2010).

Wie kommt`s? Laut zahlreicher Studien vertrauen Menschen bei Entscheidungen am Meisten auf die Aussagen von Freunden und Familienmitgliedern. In Deutschland liegt diese Meinung laut Nielsen mit 89% vor redaktionellen Zeitungsartikeln mit 76%, Online-Konsumentenbewertungen, Newsletter und Marken-Websites. Sämtliche Werbeformate liegen bei Unter-50%.



UMSETZUNG IN DIE PRAXIS
Beim Fundraising-Kongress in Fulda gab Alexandra Rippken, die 26 NPOs in den USA besuchte, eine schöne Einführung:
- Grassroots-Fundraising oder Community-Fundraising sei "Empfehlungsfundraising auf der Grundlage geteilter Geschichten und wird von Freiwilligen in einem von der NPO gesteckten öffentlichen Wirkungsrahmen praktiziert. Ausgangspunkt für das Empfehlungsfundraising ist eine persönliche Geschichte des Multiplikators, die er mit der Fallgeschichte der NPO verweben konnte, und deswegen weitererzählt." (Link)

Es gilt also als NGO einen Wirkungsrahmen zu stecken und die Möglichkeit bieten, dass die Multiplikatoren (Fundraiser) ihre eigene Geschichte mit dem Mission Statement der Organisation zu verbinden. Durch die persönliche Geschickte des Freundes erhält das Mission Statement der NGO für die Freunde Relevanz.
Die NGO hat dabei die Aufgabe ihre Freiwilligen zu ermutigen, diese Geschichten zu erzählen und muss ihnen den dafür nötigen Content zur Verfügung stellen (Flyer, E-Cards, Broschüren...)
Das Internet dient vor allem als Organisations- & Kommunikationstool, welches die Fundraisier zusammen bringt und mit Informationen versorgt.

Mein Favorit in diesem Bereich ist die MS Society aus den USA, die mit Walk-a-Thons und Bike-a-thons 2008 über 80% ihrer Gesamt-Spenden generiert hat. (mswalk.com) Ganz viel Wert wird dabei auf die Unterstützung der Unterstützer gelegt^^. Von personalisierbaren Flyern bis zu E-Cards und Fundraising-Videos wird alles zur Verfügung gestellt.

Obama hat mit mybo.com $30 Mio. Spenden durch Community-Fundraising generiert, charity:water bereits knapp $2 Mio. - Tendenz steigend. Immer geht es darum, dem Unterstützer alle Tools an die Hand zu geben, dass dieser selbst zum Fundraiser in seinem Freundeskreis wird.

COMMUNITY-FUNDRAISING IN DEUTSCHLAND
Auch in Deutschland ist Community-Fundraising langsam angekommen. Die SOS-Kinderdörfer haben mit www.meine-spendenaktion.de bereits ein Zeichen gesetzt. Nach meinen Zählungen sind dadurch bereits knapp 100.000 Euro generiert worden. Auch die Aktion Deutschland hilft hat mit Helpedia-Whitelabel vor allem durch Haiti über 100.000 Euro an Spenden generiert (Link) ... Daran muss jetzt angeknüpft werden!


DIE 5 NEVER-EVER-FORGETS:

1. Der Unterstützer selbst steht im Mittelpunkt der Kommunikation: Er sorgt für Veränderung! Mit ihm muss auf Augenhöhe kommuniziert werden und er muss Wert geschätzt werden, damit er auch auf lange Sicht der NGO treu bleibt. Das "Flipping the Funnel"-Prinzip nach Seth Gothin dürfe ja bekannt sein.



2. Online alleine kollabiert. Egal ob Justgiving, Obama, MS Society oder $93 Club - Online alleine erleichtert und beschleunigt die Kommunikation - die Aktionen werden jedoch immer durch reale Taten (Marathons, DoorKnocks, Wanderungen, Taten...) getrieben.

3. Fundraising soll Spaß machen. Geben Sie ihren Freiwilligen alle Tools, damit diese gemeinsam mit ihren Freunden Spaß am Fundraising haben. Etwas Gutes tun soll immer auf mit einem guten Gefühl verbunden sein - Wiederholungstäter werden somit wahrscheinlicher.

4.Schluss mit der Unterbrecher-Werbung: "The future of fundraising is to stop interrupting what people are interested in and to become what people are interested in!" (Link)

5. E-Mail ist noch immer das stärkste Spread-the-Word Tool. Auch wenn alle nur noch von Social Media reden - die Bindung der Community via E-Mail ist derzeit noch weit stärker als die in sozialen Netzwerken. Auch werden derzeit Empfehlungen noch 3x so oft über E-Mail ausgesprochen. Man sollte die Leute also so ansprechen, wie es ihnen am Besten passt: Per Mail, per Facebook, per Post, per Twitter, per Website... It`s their choice...

EURE MEINGUNG:
- Was denkt ihr, wann das Community-FR in Deutschland seinen Durchbruch haben wird?
- Kennt ihr noch interessante Community-FR Aktionen aus irgendwoher?
- Kritik oder sonstigen Meinungen zum Beitrag?
- Sind meine Posts zu lang? :-)

1000 Dank für eure Zeit :-)

Sonntag, 18. April 2010

3 Vorurteile gegenüber Online-Fundraising und Web 2.0

So, beginnen wir doch mal mit den Basics. War ja jetzt 3 Tage auf dem Fundraising-Kongress in Fulda und einige Fundraiser haben ja noch immer erhebliche Vorurteile gegenüber der Online-Welt:

1. Wenn ich mich in die sozialen Netzwerke begebe, verliere ich die Kontrolle über meine Marke
- Falsch. Die Menschen haben schon immer über ihre sogenannte Marke gesprochen und tun dies auch jetzt gerade im Moment Face-to-Face oder Online. Wenn Sie sich mit den sozialen Netzwerken anfreunden, haben Sie nur die Möglichkeit an diesen Gesprächen teilzuhaben und mit den Menschen in Dialog zu treten. Von Mensch zu Mensch. Also seien Sie auch menschlich und authentisch.

2. Was soll ich im Internet - da sind doch eh nur die jungen Menschen. Meine Spender sind viel zu alt dafür
- Falsch. In den USA sind 70% der 50-64 Jährigen Online und sogar 64% der Über-65er Online. Facebook ist in dieser Gruppe innerhalb eines Jahres von Platz 45 auf Platz 3 hochgeklettert.(http://blog.blumbryant.ch/2010/03/28/senioren-online/). In Deutschland nutzen laut ARD/ZDF-Online Studie 51% der 50-69 Jährigen das Internet gelegentlich. Vor allem für E-Mail und Suchmaschinen. Das ist doch schon einmal ein Anfang. Und wie das Canvassing inzwischen bewiesen hat, sind auch jüngere Zielgruppen daran interessiert etwas zu verändern. Die Möglichkeit neue Zielgruppen anzusprechen bietet das Internet wie kein Anderes.
Zusatz nach Kommentar von Silvio: Zum Thema Online-Shopping - hier brandheisse GfK-Studie (März 2010):
"Vor allem gehen immer mehr ältere Menschen und Senioren online einkaufen. Mittlerweile rund 40 Prozent der 50- bis 69-Jährigen ordern dabei vor allem Mietwagen, Computer, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel per Mausklick, wie die GfK-Studie ergab"
- Die ältere Generation ist momentan sicher noch nicht auf Facebook aktiv und nutzt sämtliche Tell-A-Friend Funktionen. Aber Informationssuche und E-Mail sind inzwischen gelernt. Dem muss man entsprechen.

3. Website & E-Mail ist out. Ab jetzt nur noch Social Media
- Extrem falsch! Laut dem Convoi Giving Survey 2009 besuchen 44% aller potentieller Neu-Spender vor ihrer Spende die Website der Organisation um sich zu informieren und einen Eindruck davon zu bekommen, was mit ihrem gespendeten Geld geschieht. Die Bindung per Mail ist dabei von außerordentlicher Bedeutung. In den USA werden durchschnittlich 17% aller NGO-Mails geöffnet und gelesen (eNonprofit Benchmarks Study 2009). Click-Through Raten liegen pro Mail bei knapp 3%. Not too bad, right?

Hier ein paar Facts:
Website-Visits deutscher Organisationen pro Monat:
- Greenpeace: 400.000 Unique Visits (320.000 unterschiedliche Besucher)
- DRK: 350.000 Unique Visits
- Caritas: 150.000 Unique Visits
>> Mehrere 100.000 Menschen klicken also jeden Monat auf die Website auf der Suche nach Informationen. Wäre doch schade, wenn dieses aktive Interesse nicht befriedigt wird, oder? Aktives Interesse, nicht passiv auf der Couch sitzend und vom Werbespot unterbrochen werden.

>> Dies sollen nur erste Denkanstöße sein. Nächste Woche soll es mehr in Richtung Community-Fundraising gehen. Vielen Dank für eure Zeit :-)

--> Was habt ihr so für Erfahrungen mit den oben genannten Punkten gemacht? Nur Vorurteile oder doch wahr? Gibt es sonst Vorurteile oder Ängste aus der Szene? Jeder Kommentar ist für mich und meine Forschungs-Arbeit Gold wert. 1000 Dank!

Herzliche Grüße und vielleicht bis nächste Woche,
Christoph

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