DIE STORY
Die Story ist bekannt: Jenni Ware steht im Supermarkt und merkt beim Bezahlen, dass Sie ihren Geldbeutel vergessen hat. Carolee Hazard, eine total Fremde, zahlt ihre Rechnung von $207. Jenni zahlt ihr diesen Scheck anschließend zurück plus einem $93-Dankeschön für diese selbstlose Tat. Carolee erzählte ihren Freunden auf Facebook davon und fragt was Sie mit den Extra-$93-Dollar machen soll. "Give it to charity!" war die Antwort. Carolee war so berührt von Jennis Großzügigkeit, dass sie gleich noch $93 dazu spendete. Durch diese selbstlose Tat beeindruckt, fingen auch ihre Freunde an $93 dazu zu spenden und gemeinsam suchten sie eine Charity aus, an die sie spenden möchten. Inzwischen ist der $93-Club bei $ 83.000 angelangt.
Kein Cent an Media-Spendings, das Fundraising wurde komplett selbst initiiert und hat sich aufgrund einer einmaligen Geschichte viral verbreitet. Wie kann man diese Art des Community-Fundraisings nun als NGO einsetzen?
BACKGROUND
In den USA werden im Gesundheitssektor bereits 40% der Online-Spenden durch Community-Fundraising generiert (eNonprofit-Benchmark Study 2010).
Wie kommt`s? Laut zahlreicher Studien vertrauen Menschen bei Entscheidungen am Meisten auf die Aussagen von Freunden und Familienmitgliedern. In Deutschland liegt diese Meinung laut Nielsen mit 89% vor redaktionellen Zeitungsartikeln mit 76%, Online-Konsumentenbewertungen, Newsletter und Marken-Websites. Sämtliche Werbeformate liegen bei Unter-50%.
UMSETZUNG IN DIE PRAXIS
Beim Fundraising-Kongress in Fulda gab Alexandra Rippken, die 26 NPOs in den USA besuchte, eine schöne Einführung:
- Grassroots-Fundraising oder Community-Fundraising sei "Empfehlungsfundraising auf der Grundlage geteilter Geschichten und wird von Freiwilligen in einem von der NPO gesteckten öffentlichen Wirkungsrahmen praktiziert. Ausgangspunkt für das Empfehlungsfundraising ist eine persönliche Geschichte des Multiplikators, die er mit der Fallgeschichte der NPO verweben konnte, und deswegen weitererzählt." (Link)
Es gilt also als NGO einen Wirkungsrahmen zu stecken und die Möglichkeit bieten, dass die Multiplikatoren (Fundraiser) ihre eigene Geschichte mit dem Mission Statement der Organisation zu verbinden. Durch die persönliche Geschickte des Freundes erhält das Mission Statement der NGO für die Freunde Relevanz.
Die NGO hat dabei die Aufgabe ihre Freiwilligen zu ermutigen, diese Geschichten zu erzählen und muss ihnen den dafür nötigen Content zur Verfügung stellen (Flyer, E-Cards, Broschüren...)
Das Internet dient vor allem als Organisations- & Kommunikationstool, welches die Fundraisier zusammen bringt und mit Informationen versorgt.
Mein Favorit in diesem Bereich ist die MS Society aus den USA, die mit Walk-a-Thons und Bike-a-thons 2008 über 80% ihrer Gesamt-Spenden generiert hat. (mswalk.com) Ganz viel Wert wird dabei auf die Unterstützung der Unterstützer gelegt^^. Von personalisierbaren Flyern bis zu E-Cards und Fundraising-Videos wird alles zur Verfügung gestellt.
Obama hat mit mybo.com $30 Mio. Spenden durch Community-Fundraising generiert, charity:water bereits knapp $2 Mio. - Tendenz steigend. Immer geht es darum, dem Unterstützer alle Tools an die Hand zu geben, dass dieser selbst zum Fundraiser in seinem Freundeskreis wird.
COMMUNITY-FUNDRAISING IN DEUTSCHLAND
Auch in Deutschland ist Community-Fundraising langsam angekommen. Die SOS-Kinderdörfer haben mit www.meine-spendenaktion.de bereits ein Zeichen gesetzt. Nach meinen Zählungen sind dadurch bereits knapp 100.000 Euro generiert worden. Auch die Aktion Deutschland hilft hat mit Helpedia-Whitelabel vor allem durch Haiti über 100.000 Euro an Spenden generiert (Link) ... Daran muss jetzt angeknüpft werden!
DIE 5 NEVER-EVER-FORGETS:
1. Der Unterstützer selbst steht im Mittelpunkt der Kommunikation: Er sorgt für Veränderung! Mit ihm muss auf Augenhöhe kommuniziert werden und er muss Wert geschätzt werden, damit er auch auf lange Sicht der NGO treu bleibt. Das "Flipping the Funnel"-Prinzip nach Seth Gothin dürfe ja bekannt sein.
2. Online alleine kollabiert. Egal ob Justgiving, Obama, MS Society oder $93 Club - Online alleine erleichtert und beschleunigt die Kommunikation - die Aktionen werden jedoch immer durch reale Taten (Marathons, DoorKnocks, Wanderungen, Taten...) getrieben.
3. Fundraising soll Spaß machen. Geben Sie ihren Freiwilligen alle Tools, damit diese gemeinsam mit ihren Freunden Spaß am Fundraising haben. Etwas Gutes tun soll immer auf mit einem guten Gefühl verbunden sein - Wiederholungstäter werden somit wahrscheinlicher.
4.Schluss mit der Unterbrecher-Werbung: "The future of fundraising is to stop interrupting what people are interested in and to become what people are interested in!" (Link)
5. E-Mail ist noch immer das stärkste Spread-the-Word Tool. Auch wenn alle nur noch von Social Media reden - die Bindung der Community via E-Mail ist derzeit noch weit stärker als die in sozialen Netzwerken. Auch werden derzeit Empfehlungen noch 3x so oft über E-Mail ausgesprochen. Man sollte die Leute also so ansprechen, wie es ihnen am Besten passt: Per Mail, per Facebook, per Post, per Twitter, per Website... It`s their choice...
EURE MEINGUNG:
- Was denkt ihr, wann das Community-FR in Deutschland seinen Durchbruch haben wird?
- Kennt ihr noch interessante Community-FR Aktionen aus irgendwoher?
- Kritik oder sonstigen Meinungen zum Beitrag?
- Sind meine Posts zu lang? :-)
1000 Dank für eure Zeit :-)
Hallo Christoph
AntwortenLöschenSpannende Inputs, die du da zusammengestellt hast, wir werden einiges davon bei uns mal weiter verfolgen.
Gruss
Ludger (Wir sprachen uns in ZH an der Social Media-Konferenz...)