Sonntag, 18. April 2010

3 Vorurteile gegenüber Online-Fundraising und Web 2.0

So, beginnen wir doch mal mit den Basics. War ja jetzt 3 Tage auf dem Fundraising-Kongress in Fulda und einige Fundraiser haben ja noch immer erhebliche Vorurteile gegenüber der Online-Welt:

1. Wenn ich mich in die sozialen Netzwerke begebe, verliere ich die Kontrolle über meine Marke
- Falsch. Die Menschen haben schon immer über ihre sogenannte Marke gesprochen und tun dies auch jetzt gerade im Moment Face-to-Face oder Online. Wenn Sie sich mit den sozialen Netzwerken anfreunden, haben Sie nur die Möglichkeit an diesen Gesprächen teilzuhaben und mit den Menschen in Dialog zu treten. Von Mensch zu Mensch. Also seien Sie auch menschlich und authentisch.

2. Was soll ich im Internet - da sind doch eh nur die jungen Menschen. Meine Spender sind viel zu alt dafür
- Falsch. In den USA sind 70% der 50-64 Jährigen Online und sogar 64% der Über-65er Online. Facebook ist in dieser Gruppe innerhalb eines Jahres von Platz 45 auf Platz 3 hochgeklettert.(http://blog.blumbryant.ch/2010/03/28/senioren-online/). In Deutschland nutzen laut ARD/ZDF-Online Studie 51% der 50-69 Jährigen das Internet gelegentlich. Vor allem für E-Mail und Suchmaschinen. Das ist doch schon einmal ein Anfang. Und wie das Canvassing inzwischen bewiesen hat, sind auch jüngere Zielgruppen daran interessiert etwas zu verändern. Die Möglichkeit neue Zielgruppen anzusprechen bietet das Internet wie kein Anderes.
Zusatz nach Kommentar von Silvio: Zum Thema Online-Shopping - hier brandheisse GfK-Studie (März 2010):
"Vor allem gehen immer mehr ältere Menschen und Senioren online einkaufen. Mittlerweile rund 40 Prozent der 50- bis 69-Jährigen ordern dabei vor allem Mietwagen, Computer, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel per Mausklick, wie die GfK-Studie ergab"
- Die ältere Generation ist momentan sicher noch nicht auf Facebook aktiv und nutzt sämtliche Tell-A-Friend Funktionen. Aber Informationssuche und E-Mail sind inzwischen gelernt. Dem muss man entsprechen.

3. Website & E-Mail ist out. Ab jetzt nur noch Social Media
- Extrem falsch! Laut dem Convoi Giving Survey 2009 besuchen 44% aller potentieller Neu-Spender vor ihrer Spende die Website der Organisation um sich zu informieren und einen Eindruck davon zu bekommen, was mit ihrem gespendeten Geld geschieht. Die Bindung per Mail ist dabei von außerordentlicher Bedeutung. In den USA werden durchschnittlich 17% aller NGO-Mails geöffnet und gelesen (eNonprofit Benchmarks Study 2009). Click-Through Raten liegen pro Mail bei knapp 3%. Not too bad, right?

Hier ein paar Facts:
Website-Visits deutscher Organisationen pro Monat:
- Greenpeace: 400.000 Unique Visits (320.000 unterschiedliche Besucher)
- DRK: 350.000 Unique Visits
- Caritas: 150.000 Unique Visits
>> Mehrere 100.000 Menschen klicken also jeden Monat auf die Website auf der Suche nach Informationen. Wäre doch schade, wenn dieses aktive Interesse nicht befriedigt wird, oder? Aktives Interesse, nicht passiv auf der Couch sitzend und vom Werbespot unterbrochen werden.

>> Dies sollen nur erste Denkanstöße sein. Nächste Woche soll es mehr in Richtung Community-Fundraising gehen. Vielen Dank für eure Zeit :-)

--> Was habt ihr so für Erfahrungen mit den oben genannten Punkten gemacht? Nur Vorurteile oder doch wahr? Gibt es sonst Vorurteile oder Ängste aus der Szene? Jeder Kommentar ist für mich und meine Forschungs-Arbeit Gold wert. 1000 Dank!

Herzliche Grüße und vielleicht bis nächste Woche,
Christoph

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