Freitag, 3. Juni 2011

WWF Waldmeister-Kampagne | Die fehlenden viralen Mechanismen


Erst einmal herzlichen Dank an die vielen hochwertigen Kommentare zu meinem Teaser-Beitrag zum WWF Waldmeister.

http://www.waldmeister2011.de/

Mein Feedback: Hat ein schönes Look & Feel, einen wichtigen Kern, beachtet aber viele der viralen Erfolgsmechanismen einer Social Media Kampagne nicht:

1. Das unsoziale Objekt
- Die Spots sind aus meiner Sicht TV-Spots, keine viralen Clips welche ich gerne an Freunde weiterleite. Ein nett gemeinter, aber doch sehr un-viraler Spot mit etwas deplatzierten Promis. Viel zu lang, zu unkonkret, zu werbemässig = der Standard "Ich-mach-was-für-einen-guten-Zweck-Spot".

2. Der unklare Call-to-Action
- Was wollen die von mir? "Wald retten"? Wie? Mit meinem Plastikbecher aktuell den Regenwald in Brasilien retten? Hmm, würde ich als Nutzer nicht so recht glauben. Würden da politische Interventionen und Unterschriftenaktionen nicht mehr bringen? (Nachträgliche Anm.: Finde Veränderungen im Konsumverhalten unglaublich wichtig - aber die Wirkung im Bezug auf das Problem muss dann konkreter erklärt werden). Auch der Tell-a-Friend Aufruf "Jetzt an Freunde weiterleiten" ist sehr schwach - warum soll ich das weiterleiten? Was bringt das? Kein Plan...

3. Das fehlende Storytelling
So schön Fakten auch sein mögen und Fussballfelder als beliebtes Greenpeace und WWF-Beispiel herhalten, wenn die Geschichte fehlt, fehlt die Emotionalität und damit auch das Commitment. Diese grossen Zahlen sind nicht fassbar und was genau soll ich meinen Freunden jetzt weiterleiten? Dass der Wald in Brasilien zerstört wird und dass ich weniger Papier drucken soll? Wissen die alles schon, und wenn es keinen News-Wert hat, werde ich es wohl kaum posten. Menschen sprechen in Geschichten und leiten auch v.a. diese weiter.

4. Die fehlende Cristunity
Ich liebe dieses Wort von Julius van de Laar von Avaaz. Eine Mobilisierungskampagne funktioniert nur mit einer Cristunity: Einer Krise und der dazu passenden Opportunity, diese zu lösen. Beim Waldmeister fehlt wie gesagt der Zusammenhang und der starke Hebel. Mit den paar Tausend Pappbechern wird der Regenwald in Brasilien konkret nicht gerettet. Die Wirkung meiner einzelnen Aktion wird auch nicht konkret gezeigt.

5. Die fehlende Emotionalität
Ein paar Bäume stehen auf dem Bild mitten im Nirgendwo. Interessant. Berührt mich das? Nicht so richtig. Wenn ich jedoch im freien Feld eine Orang-Utan Familie sehe, welche ihren Lebensraum verloren hat - dann verstehe ich plötzlich was das alles für schreckliche Auswirkungen hat. Tiere haben eine viel höheren Emotionalitätswert als Bäume - eigentlich schade, aber so ist die Welt nunmal - deal with it.

6. Die persönliche Relevanz
Was hat das alles mit mir zu tun? Wie wirkt sich die Abholzung des Regenwaldes auf mich aus? Luftqualität? Tierschutz? Was bewirkt meine Aktion konkret? Wie viel Regenwald habe ich jetzt mit dem Pappbecher gespart am Tag? - Das interessiert mich!

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Liebe Paula,
solltet Ihr noch auf der Suche nach einer unterstützenden Agentur mit dem Herz am rechten Fleck sein, melde dich doch einfach ganz unverbindlich bei mir :-)

Cheers, Christoph

5 Kommentare:

  1. Hallo Christoph, danke für die Zusammenfassung,
    ich finde es gerade gut, dass der WWF sich auch an eine Aktion ranwagt, die keine politische Intervention oder Unterschriftenaktion ist, sondern klar macht, dass die Verantwortung auch bei jedem einzelnen liegt. Mir geht das ganze "Unterschreibe und hoffe, dass andere was machen!" schwer auf den Keks. Wenn die Umweltschutzorganisationen sich immer davor drücken für Veränderungen im eigenen Land zu werben kommen wir nicht sehr weit.
    Mit den technischen Anmerkungen stimme ich größtenteils überein. Mich stört der Fokus auf dem Aufruf beizutreten, aber dann erst mal nur im Newsletter zu landen. Schöner fänd ich eine Fähnlein Fiselschweif Kampagne. Jeden Tag eine gute Tat, Sendung mit der Maus Filme woher die Papierprodukte kommen und was dafür zerstört wird, ein Papiersparbuch...
    Schöne Grüße
    Jona

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  2. Gebe ich dir total Recht Jona! Kam in meinem beitrag vielleicht falsch rüber. Finde die Veränderung im eigenen Land mindestens genauso wichtig - aber dann muss der Zusammenhang auch klar erklärt sein. Schöne tipps mit Sendung mit der maus und jeden tag eine gute tat!
    werde oben noch einen kommentar zufügen.

    was meinst du mit "Fähnlein Fieselschweif"?

    alles beste und danke, christoph

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  3. Ich bin auch kein Freund von "unterschreibe und lehn dich dann gemütlich zurück"-Kampagnen und finde es lobenswert, dass der WWF hier neue Wege beschreitet und die Leute in die Pflicht nehmen will, bei sich zuhause und über einen längeren Zeitraum mehr zu tun, als bloss eine Petition zu unterzeichnen. Dies zu erreichen, halte ich für extrem schwierig - umso wichtiger wäre es dann, dass die Story spannend erzählt wird und dass mir sofort klar wird, was ich tun kann, um zu helfen (die berühmte Crisitunity) - und das fehlt meiner Meinung nach bei der Waldmeister-Kampagne weitgehend.

    Beste Grüsse
    Matthias

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  4. Leider musste ich kürzlich feststellen, das sich der WWF nach außen fürsoglich zu Tieren, Menschen und Pflanzen outet aber REAL vor Ort mit den Lobyisten wie Monsanto (tötlich) koopperiert, was den korrupten Finanztransfer und den Tot von Tieren und Menschen bedeutet.
    Grüße geduldnix

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  5. Leider musste ich kürzlich feststellen, das sich der WWF nach außen fürsoglich zu Tieren, Menschen und Pflanzen outet aber REAL vor Ort mit den Lobyisten wie Monsanto (tötlich) koopperiert, was den korrupten Finanztransfer und den Tot von Tieren und Menschen bedeutet.
    Grüße geduldnix

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